Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

(Hermann Hesse)

Jeder Mensch macht irgendwann in seinem Leben diese Erfahrung. Bedingt durch eine Trennung, einen Verlust, einen Umzug, einen Schul- oder Berufswechsel, neue Freunde und Partnerschaften, neue Liebesbeziehungen und spannende Projekte. Und jedes Mal schwingt die große Hoffnung mit - jener Zauber, von dem Hermann Hesse spricht - der uns den Neubeginn versüßt. Nichts ist schöner als jene Gedankenwelt, die davon träumen kann, dass der Anfang zu etwas Neuem magische Kräfte verleihen könne, auch wenn nach einer Zeit der Alltag den Zauber erneut verfliegen lassen kann.

Gott = Liebe = Das Ewige im Vergänglichen erfahren und bewahren.

(Ines Veith)

Dieser eine Moment im Leben, der in uns einen Tropfen Ewigkeit hinterlässt, kann nur erfahren werden und nicht festgehalten. Es ist das größte Gefühl, das in uns existiert. Wem es gelingt, diesen Moment oder diese Momente in seiner Seele zu bewahren, hat Liebe, gepaart mit Zeitlosigkeit erfahren. Diese hohe Kunst der Meditation zu bewahren heißt, das Ewige in sich zu tragen und das Vergängliche unsterblich zu machen.

Immer wird uns das Vertrauen eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens sein.

(Dietrich Bonhoeffer)

Vertrauen zu erhalten, aber auch Vertrauen geben zu können, zählt in der Tat zu den Gefühlen, die uns einen inneren Frieden geben. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn Vertrauen gebrochen wird. Oft begleiten uns diese Brüche ein Leben lang. Vertrauen haben, sich einem anderen Menschen offenbaren können, zählt auch in unserer heutigen modernen Welt zu den wichtigsten Werten.

Die entschiedenen Veränderer der Welt sind immer gegen den Strom geschwommen.

(Walter Jens)

Das hat weniger etwas damit zu tun, dass die Veränderer grundsätzlich dagegen sind, es hat vielmehr damit zu tun, dass es schwer ist, eine Masse, die sich in eine Richtung bewegt, zur Umkehr zu bringen. Es braucht immer welche, die gegen den Strom schwimmen, damit die anderen nicht das Anderssein und das Denken verlieren. Jede Gesellschaft kann sich glücklich schätzen, wenn es Menschen gibt, die Anstöße geben und möglicherweise mit ihren Gedanken zunächst falsch eingeschätzt werden.

Mit Gott von Mensch zu Mensch.

(Liebenzeller Mission)

Was braucht es mehr! Wer es schafft, immer mit Gott, das heißt Liebesfähigkeit im Herzen, von Mensch zu Mensch zu wandern, der kann sich glücklich schätzen. Denn er wird getragen von einer der größten Energien, die Menschen haben können. Einfühlungsvermögen und Liebe geben können: Das ist kostbarer, beständiger und wertvoller als alles Geld dieser Welt.

Nicht der fernste Mensch ist mir das größte Geheimnis, sondern der Nächste.

(Dietrich Bonhoeffer)

Mit Menschen aus der Ferne beschäftigt man sich in der Regel nur oberflächlich. Aber die nächsten Menschen möchte man ergründen. Man beschäftigt sich mit ihrem Verhalten, mit ihren Reaktionen auf bestimmte Lebenssituationen, versucht mitzufühlen, mitzudenken und genau dann kann es passieren, dass die nächsten Menschen oft anders sind, kleine oder auch größere Geheimnisse in sich tragen, die sie nie oder nur sehr selten preisgeben. Jeder Mensch lernt sich anzupassen, um zu überleben. Gleichzeitig trägt jeder Mensch einen inneren Lebensweg in sich, der oft durch äußere Ereignisse zugeschüttet ist. Es erfordert Hingabe und Sensibilität, diese Geheimnisse mit anderen zu teilen.

Gegen die Infamitäten des Lebens sind die besten Waffen: Tapferkeit, Eigensinn und Geduld.

(Hermann Hesse)

Diese drei Eigenschaften hat Hermann Hesse besessen und in seinen literarischen Figuren lebendig werden lassen. Deshalb lieben die Menschen aus allen Nationen diesen Schriftsteller, weil jeder Mensch am liebsten so auf die Infamitäten des Lebens antworten würde. Es hört sich leicht an, doch es verlangt viel Durchsetzungskraft und Durchsetzungswillen. Doch wer es geschafft hat, tapfer, eigensinnig und geduldig zu sein, wird es nie bereuen.

Aus der Art, wie ein Kind spielt, kann man erahnen, wie es als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.

(Rudolf Steiner)

Seine Idee ist es, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, in der Pädagogik wie in der Medizin und im Leben überhaupt. In Bad Liebenzell-Unterlengenhardt, wo auch die anthroposophische Paracelsus-Klinik ansässig ist, schwören alle Bewohner auf die Lebensweisheiten der Anthroposophie.

Hinterm Horizont geht´s weiter.

(Udo Lindenberg)

Wenn einem das Schicksal tonnenschwer auf die Füße fällt, ist der Moment des Lebens oft in ein dunkles Grau gekleidet. Man erwartet nichts mehr, kriecht dahin wie ein Wurm und hat wenig, woran man sich aufrichten kann. Man fühlt sich wie ein Gefangener seiner selbst. Doch genau dann hört man im Radio einen Song wie den von Udo Lindenberg. Hinterm Horizont geht´s weiter - ein neuer Tag! Und plötzlich wird der bleierne Atem, der einen zu Boden drückt, wieder leichter, das Wurmgefühl verschwindet, man richtet sich wieder auf, hat wieder ein Kreuz und kann über seinen Schatten hinwegsehen. Eben dahin, wo man den Horizont vermutet, wo es weiter geht und wo man mit Hermann Hesse am Arm vielleicht sogar einen neuen Zauber im Neubeginn erkennen kann. Hinterm Horizont geht´s weiter - wie vielen Menschen mag Udo Lindenberg mit diesem Song schon geholfen haben? Wie werden es niemals wissen, aber immer erahnen können.

Man muss den Punkt kennen, bis zu dem man zurückweichen kann.

(Ernst Jünger)

Eines der größten Konfliktfelder zwischen Menschen ist die Tatsache, dass viele in der Hitze eines Dialogs die rote Linie überschreiten, den anderen mit Worten so sehr verletzen, dass es kein Zurück mehr gibt. Dass die Tür des gemeinsamen Gesprächs verschlossen bleibt. Dass Vertrauen auf immer zerstört wird, egal, wie viele Entschuldigungen folgen. Solche Dialoge sollten vermieden werden. Sie führen in der Regel weder zu einer Lösung noch eröffnen sie die Möglichkeit, einen Neubeginn zu wagen. Im schlimmsten Fall sind verbale Verletzungen so heftig und so intrigant, dass sie bleibenden Schaden anrichten. Dann bleibt jeder Weg einer gütlichen Einigung versperrt.

Der Nationalsozialismus ist eine große Gefahr.

(Maria von Linden)

Wie viele Frauen hatte auch die erste Professorin Deutschlands, die in Tübingen studierte, ein Gespür für Gefahren. Ihr düsteres Bild über den Nationalsozialismus hat sich mehr als bewahrheitet. Man kann dieses Gespür lernen und versuchen, den Gefahren auszuweichen.


Philosophen und Denker aus der Region

Hermann Hesse   1877 - 1962

#Deutscher Schriftsteller mit philosophischen Inspirationen. Seine Bekanntschaft mit dem Psychologen Carl Gustav Jung hatte eine große Wirkung auf sein Schreiben. Der meistgelesene Autor weltweit wendet sich in seinen Büchern inneren Seelen-Räumen zu. Indische Weisheitslehren, jedoch vor allem die Heraushebung des Individuums, der Drang nach individueller Freiheit, prägen das Werk des Nobelpreisträgers.

Ines Veith   1955

Deutsche Schriftstellerin mit philosophischen Impulsen. Bekannt geworden ist Ines Veith mit ihrer Zeitzeugen-Literatur. Sie wurde zum Sprachrohr für Opfer von Diktaturen, für Menschen, die mutig genug waren, ihre Freiheit und Menschenwürde zu verteidigen. Aktiv setzte sie sich mit ihren Büchern und Spielfilmen für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Philosophen sind dafür da, die Würde des Menschen zu gewährleisten und da, wo sie verletzt wird, einzuschreiten.

Udo Lindenberg   1947

#Deutscher Rocker, Kunstmaler und Schriftsteller, der stark von Hermann Hesse inspiriert wurde. „Mach Dein Ding!“ wird zum geflügelten Wort. Seine Texte haben Sinn, oft sogar mit einer tieferen philosophischen Botschaft. „Stärker als die Zeit“, sein letztes Album, hat besonders viele „Udonauten“ gefunden. Er nutzt die große Bühne des Rockstars, um Dinge anzusprechen, die längst geklärt sein müssten. Mehr Frieden, mehr Toleranz, mehr Liebe.

Walter Jens   1923 - 2013

Deutscher Schriftsteller, Altphilologe, Kritiker und Ordinarius für Rhetorik an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Als Präsident des PEN-Zentrums Deutschland und Präsident der Akademie der Künste Berlin hatte er viel Einfluss auf die Gesellschaft. Sein Wort galt etwas. Ab 1950 gehörte er zur Gruppe 47. Später engagierte er sich in der Friedensbewegung.

Dietrich Bonhoeffer   1906 - 1945

Deutscher Theologe und am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Er erhielt Rede- und Schreibverbot und wurde im April auf Hitlers Befehl hingerichtet. Seine Theologie und sein Wirken waren immer mit Nächstenliebe verbunden. Er sah Jesus Christus als Mitte an, als Grundlage christlicher Existenz. Vier Monate vor seiner Hinrichtung schrieb er jene berührenden Worte: Von guten Mächten still und treu umgeben -

Maria von Linden   1869 - 1936

Deutsche Professorin an der Universität in Bonn. Sie schrieb Geschichte, weil sie die erste Frau war, die den Titel Frau Professor tragen durfte. An der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen hatte sie 1892 mit einem naturwissenschaftlichen Studium der Physik und Biologie begonnen. Manche lachten sie aus, doch sie bestand alle Prüfungen und promovierte mit dem Thema „Die Entwicklung der Zeichnung und der Sculptur der Gehäuseschnecken des Meeres“. Trotz Titular-Professur durfte sie nicht lehren, nur forschen. Bereits 1923 erkannte sie den aufkeimenden Nationalsozialismus als große Gefahr. Heutzutage sind viele Schulen nach ihr benannt.